Strohschein, Anne Mareike:
Infektionen nach Lebertransplantationen bei Kindern
Duisburg, Essen, 2012
2012Dissertation
MedizinMedizinische Fakultät
Titel:
Infektionen nach Lebertransplantationen bei Kindern
Autor*in:
Strohschein, Anne Mareike
Akademische Betreuung:
Hoyer, Peter FriedrichUDE
LSF ID
47376
ORCID
0000-0002-9132-0282ORCID iD
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
Erscheinungsort:
Duisburg, Essen
Erscheinungsjahr:
2012
Umfang:
86 Bl.
DuEPublico 1 ID
Signatur der UB:
Notiz:
Duisburg, Essen, Univ., Diss., 2012

Abstract:

Infektionen sind eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität bei Kindern nach Lebertransplantation. Ziel die¬ser Studie war es, Infektionen bei lebertransplantierten Kinder am Universitätsklinikum Essen darzustellen, bezüglich der Infektions- und Kolonisationsmuster sowie der Risikofaktoren zu analysieren und mit der Literatur zu vergleichen. Im Rahmen der kontinuierlichen Qualitätskontrolle am Universitätsklinikum Essen sollten Empfehlungen und Strategien für das zukünftige postoperative Management erarbeitet werden. Hierzu wurden die postoperativen Infektionen von 67 lebertransplantierten Kindern im Alter von vier Monaten bis 14 Jahren im Beobachtungszeitraum von Juni 1998 bis Oktober 2003 retrospektiv analysiert (deskriptive Stichprobe). Die einfachtransplantierten Patienten (n=51) wurden bezüglich der Risikofaktoren für Infektionen durch Verfahren der induktiven Statistik analysiert (analytische Stichprobe). Infektionen wurden durch objektive Kriterien („Centers for Disease Control (CDC) definitions for nosocomial infections“ bzw. Kriterien der „International pediatric sepsis consensus conference“) kategorisiert und beschrieben. 91% der Kinder zeigten insgesamt 222 Infektionen (3,3 Infektionen pro Kind). Bakterien waren die häufigsten Erreger (66%), gefolgt von Viren (29%) und Pilzen (5%). In den ersten zwei Wochen war das Infektionsrisiko am größten (1/3 der Infektionen). Bakterielle Infektionen manifestierten sich vornehmlich als Sepsis und Cholangitis, verursacht v.a. durch gram-positive Erreger (52%). Erreger der physiologischen Haut- und Darmflora dominierten, v.a. Staphylokokkus epidermidis (33%). Virale Infektionen waren häufig durch Ebstein-Barr-Virus (45%) und Cytomegalievirus (15%) verursacht. Ein Kind erkrankte an einer Post-Trans¬plant-Lym¬phoproliferativen Erkrankung (PTLD). Pilzinfektionen manifestierten sich als Sepsis, Peritonitis und Pneumonie, verursacht v.a. durch Candida albicans (9 Infektionen). Eine pathologische Kolonisation trat bei 63% der Kinder (1,2 Fälle pro Kind) v.a. als Bakteriämie, an Gefäßkathetern und im Darm auf. Auch hier dominierten Haut- und Darmkeime (Staphylokokkus epidermidis (22%)). In der Analyse der Risikofaktoren konnte für Patienten mit „unphysiologischer Darmkolonisation“ ein erhöhtes Risiko für invasive (bakterielle) Infektionen gezeigt werden (p<0,0001). Die Essener Ergebnisse entsprechen denen vergleichbarer, internationaler Studien. Analoge Keimspektren weisen auf einen Zusammenhang zwischen Kolonisation und Infektion hin. Leitlinien zur Hygiene sollten strikt eingehalten werden und der Kolonisationsstatus eines Patienten sollte bekannt sein, um ggf. eine gezielte Therapie einleiten zu können. Weitere Studien zum Zusammenhang unphysiologische (Darm-) Kolonisation und Infektion sind notwendig. Der Nutzen der selektiven Darmdekontamination wird durch die konsekutive Fehlkolonisation des Darms und das damit verbundene erhöhte Risiko für invasive (bakterielle) Infektionen in Frage gestellt und sollte in weiteren Studien geklärt werden.