Brand, Matthias; Labudda, Kirsten; Heinze, Katharina; Markowitsch, Hans J.:
Neuropsychologie des Entscheidungsverhaltens unter Risikobedingungen: Welche Rolle spielen Strategien und die Verarbeitung von Rückmeldungen?
In: Aktuelle Neurologie (2007), ohne Seitenangabe
2007Artikel/Aufsatz in Zeitschrift
Angewandte KognitionswissenschaftFakultät für Ingenieurwissenschaften » Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft
Titel:
Neuropsychologie des Entscheidungsverhaltens unter Risikobedingungen: Welche Rolle spielen Strategien und die Verarbeitung von Rückmeldungen?
Autor*in:
Brand, MatthiasUDE
GND
123076773
LSF ID
50479
ORCID
0000-0002-4831-9542ORCID iD
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
;
Labudda, Kirsten;Heinze, Katharina;Markowitsch, Hans J.
Erscheinungsjahr:
2007

Abstract:

Fragestellung: Neuropsychologische Studien mit der Iowa Gambling Task haben gezeigt, dass Entscheidungen unter Ambiguitätsbedingungen (wenn die Gewinn-/Verlustkontingenzen und die Gewinnwahrscheinlichkeiten unklar sind) mit Emotionsverarbeitungsprozessen assoziiert sind, d.h. mit der Verarbeitung vorangegangener Rückmeldungen. Bei Entscheidungen unter Risikobedingungen, wenn die Gewinn-/Verlusthöhen und die Wahrscheinlichkeiten explizit sind, scheinen zusätzlich zu emotionalen Prozessen auch exekutive Funktionen von Bedeutung zu sein (vgl. Ergebnisse aus Patientenstudien; Brand et al., 2006). Bislang wurden jedoch der Einfluss strategischer Komponenten und der Einfluss der Verarbeitung von Rückmeldungen bei Entscheidungen unter Risikobedingungen nicht experimentell überprüft. Methoden: Es wurden insgesamt 72 hirngesunde Probanden mit der Game of Dice Task (GDT), einer Entscheidungsaufgabe mit expliziten Gewinn- und Verlustregeln, untersucht. Ein Teil der Probanden (n=30) löste die Aufgabe zweifach, wobei bei einem Durchgang die Rückmeldungen eliminiert wurden. Die übrigen 42 Probanden lösten zusätzlich zur GDT eine Aufgabe zum Einschätzen von Wahrscheinlichkeiten und wurden zur Anwendung verschiedener Strategien befragt. Ergebnisse: Bei der Bearbeitung der GDT ohne Rückmeldungen wählten die Probanden signifikant häufiger die riskanten Alternativen (p=.001). Bei der zweiten Stichprobe zeigten sich signifikante Korrelationen zwischen der Fähigkeit, mathematische Wahrscheinlichkeiten einzuschätzen und der Häufigkeit der Wahl der nicht-riskanten Alternativen (r=0,396, p=0,009). Ebenso korrelierte der Einsatz „mathematischer Strategien“ (Berechnung der Gewinnwahrscheinlichkeiten unter Berücksichtung der Gewinn-/Verlusthöhen) mit der Wahl vorteilhafter Alternativen (r=0,452, p=0,003), während die Anwendung der Strategie „intuitiv“ zu entscheiden mit einer häufigeren Wahl der riskantesten Alternative korrelierte (r=0,479, p=0,001). Schlussfolgerung: Entscheidungen unter Risikobedingungen werden - in Übereinstimmung mit den in einem Modell zu Risikoentscheidungen (vgl. Brand et al., 2006) angenommenen Zusammenhängen - sowohl von kognitiv-exekutiven Funktionen als auch von emotionalen Prozessen geleitet. Weitere Studien mit verschiedenen hirngeschädigten Patientengruppen sowie mit funktionellen bildgebenden Verfahren sollten die neuralen Korrelate der auf Verhaltensebene gefundenen Kovariationen genauer eruieren.