Schopen, Tobias:
Genetische Modifikation der Disposition zum Retinoblastom : Aufklärung der Rolle allelspezifischer Unterschiede der Expression mutierter und normaler RB1-Allele
Duisburg, Essen, 2010
2010Dissertation
BiologieFakultät für Biologie
Titel:
Genetische Modifikation der Disposition zum Retinoblastom : Aufklärung der Rolle allelspezifischer Unterschiede der Expression mutierter und normaler RB1-Allele
Autor*in:
Schopen, Tobias
Akademische Betreuung:
Horsthemke, Bernhard
Erscheinungsort:
Duisburg, Essen
Erscheinungsjahr:
2010
Umfang:
V, 131 S.
DuEPublico 1 ID
Signatur der UB:
Notiz:
Duisburg, Essen, Univ., Diss., 2010

Abstract:

Das erbliche Retinoblastom, ein Augentumor des Kindesalters, wird durch Mutationen im Retinoblastoma 1 - Gen (RB1) verursacht. Der Verlauf der Erkrankung, insbesondere die Zahl der Tumorherde, das Alter bei Diagnose und das Auftreten von Tumoren außerhalb des Auges wird durch zusätzliche Faktoren beeinflußt. Ein Teil dieser modifizierenden Einflüsse kann durch genetische Variation in cis zum RB1-Gen erklärt werden. In dieser Promotionsarbeit sollten mögliche modifizierende Faktoren in cis identifiziert und ihr Einfluss auf die allelische Expression des RB1-Gens untersucht werden. Variation in cis kann die Genfunktion durch Beeinflussung der Transkriptionsinitiation modifizieren. Daher wurden variante RB1-Promotorallele funktionell in Bezug auf Aktivität (Luziferase-Assays) und DNA-Protein-Interaktion (EMSA) analysiert. Es konnte gezeigt werden, dass die Aktivität des Promoters nicht nur sehr ausgeprägt abhängig von der jeweils verwendeten Zelllinie ist, sondern sogar bei einzelnen Varianten in gegensätzlichen Aktivitätsänderungen resultierte. Es konnten bislang unbekannte regulativ relevante Genbereiche identifiziert (Exon 1) werden und die funktionelle Einordnung von bereits bekannten Mutationen wurde korrigiert (g.2118C>T, g.1980del6bp). Patienten mit isoliert einseitigem Retinoblastom sollten nach Überlegungen von Matsunaga (1978) Faktoren aufweisen, die die Retinoblastomentstehung begünstigen (most susceptible group). Eine häufig vorkommende Variation in cis zum RB1-Gen zeigte hier bei dieser Patientengruppe keine Unterschiede im Vergleich zu Kontrollen (nicht transmittierte Allele der Eltern, TD-Test). Dies schließt die Existenz begünstigender Faktoren nicht aus, da eine hier nicht erfasste und dennoch häufige Variation eine Rolle spielen könnte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die begünstigenden Faktoren heterogen und jeweils selten sind (rare variants). Bei dem Vergleich der in der Patientengruppen beobachteten Haplotypen wurde ein Haplotyp, der sich von den anderen durch den SNP rs4151551 unterschied, nur bei Patienten mit früher Diagnose (<900 Tage) gefunden. Dies ist neben parent-of-origin Effekten (Schüer et al. 2005) der zweite Hinweis auf das Diagnosealter modifizierende Einflüsse in cis. Unter der Annahme, dass modifizierende Einflüsse durch seltene Varianten in cis vermittelt werden, wurden in der Umgebung des RB1-Gens in der 5' - evolutionär konservierte Regionen (ECR) bestimmt und Patientengruppen mit extremer Phänotypausprägung (Zahl der Tumoren, Alter bei Diagnose, Zweittumoren) auf seltene Sequenzvarianten untersucht. Es konnten seltene Varianten in vier ECRs identifiziert werden. Diese sind Kandidaten für funktionelle Analysen der allelischen RB1-Genexpression.